Guter Kaffee zahlt sich doppelt aus!

Dr. Steffen Schwarz betreibt eines der größten Forschungs- und Trainingszentren für Kaffee. Er ist ein leidenschaftlicher Kaffeeliebhaber, dessen Kolumne wir Ihnen gerne zur Inspiration empfehlen.

Guter Kaffee zahlt sich doppelt aus!

oder „Warum man sich schlechten Kaffee einfach nicht leisten kann.“

Kaffee ist einer der Hauptumsatzbringer der Gastronomie, Hotellerie und in Bäckereien. Dennoch wird Kaffee kaum hinreichend Aufmerksamkeit geschenkt. Merkwürdig, wenn man bedenkt, welche Deckungsbeiträge und Umsatzgrößen mit dem braunen Muntermacher getätigt werden.

Woran liegt die meist gleichgültige Einstellung zum Kaffee und seiner Qualität in der Tasse? Zunächst ist es inzwischen viel zu einfach Kaffee und sogenannte „Kaffeespezialitäten“ anzubieten. Jeder kann das - irgendwie. Denn moderne Technik und Finanzierungsangebote der Industrie haben die Eintrittsbarrieren unter jeden Schmerzpunkt gesenkt. Dabeisein ist alles und nichts wissen macht auch nichts - so das leider vielfach aktiv gelebte Motto.

Abgestimmt wird mit den Füßen

Eine weitere Hauptursache ist die in Deutschland fehlende Reklamationskultur. Entweder wird schweigend - dann meist final - konsumiert und dem gleichgültig „Alles zu Ihrer Zufriedenheit?“ fragendem Kellner mit Gleichgültigkeit „Ja. Danke.“ geantwortet, denn den Kaffee kann er ja nicht gemeint haben. Danach bestellt man einfach dort keinen Kaffee mehr, oder geht einfach gleich in einen anderen Betrieb.

Wie kann der Gastronom nun sicher feststellen, ob die Kaffeequalität gut ist, ohne ausgebildeter Experte zu sein? Denn auch die Annahme nur Profis könnten gute Qualitäten feststellen ist ein gefährlicher Trugschluss. Wobei das nicht davon freisprechen soll, sich im Bereich Kaffee einmal professionell fortzubilden. Das Verständnis der Kunden über Kaffee wächst mit jedem Tag - und damit auch die Notwendigkeit die Kaffeequalität zu verbessern.

Bewusst verkosten

Wer sich in den Gast versetzt, erlebt schnell, wie es um die Kaffeequalität bestellt ist. Durch das bewusste Verkosten der angebotenen Kaffeegetränke kann man schnell feststellen, ob diese bitter, wässrig, zu heiß oder zu kalt sind. Dabei kann das in Schulungen erworbene Wissen helfen, die Fehlerquelle und damit die Problemlösung schneller zu finden und mit den vorhandenen Mitteln einen besseren Kaffee anzubieten.

Häufig ist es auch sinnvoll einmal bewusst über die angebotenen Kaffeegetränke nachzudenken, saisonale Getränke hinzuzufügen oder über die Tassengrößen nachzudenken. Größe ist nicht immer alles. Gerade der in Italien angebotene Cappuccino ist meist kleiner, als sein deutsches Pendant und schmeckt dadurch meist (durch den prozentual höheren Kaffeeanteil) deutlich besser.

Guter Kaffee bindet Kunden

Ein überdurchschnittlich guter Kaffee oder Kaffeegetränk wird bewusst vom Kunden wahrgenommen und durch Zusatzverkauf belohnt. Gerade Kaffee wird nämlich häufiger wiederkehrend konsumiert als Speisen. Es lohnt sich daher also in der Tat, ein besonderes Augenmerk auf Kaffee zu legen, um den Gast zum treuen Stammgast zu machen - und ihm dann nicht nur Kaffee zu verkaufen. Guter Kaffee lohnt sich also mehr als doppelt!

Hilfestellung gibt es genug und wer es alleine nicht schafft und sich nicht helfen lässt, dem ist nicht mehr zu helfen. Zeit also die Kaffeequalität im eigenen Haus zu verbessern!