Ein Faultier führt nach Belo Horizonte

Jury-Mitglied Erna Tosberg über die Deutschen Barista- und Latte-Art-Meisterschaften in Bremen: Nicole Battefeld (Berlin) und Carlo Graf von Bülow (Köln) machen das Rennen um die Tickets zu den Weltmeisterschaften in Amsterdam (Barista, Juni) und Belo Horizonte, Brasilien (Latte Art, November). 

Zuletzt berichtete ich an dieser Stelle von Barista Weltmeisterschaften, die im vergangenen November in Seoul ausgetragen wurden. Nun stehen die nächsten Weltmeisterschaften, die im Sommer stattfinden werden, schon fast von der Tür und somit laufen weltweit gerade zahlreiche nationale Wettbewerbe, deren Gewinner sich für die Weltmeisterschaften qualifizieren — etwa Ende Februar in Bremen.

Vom 25.-27. Februar wurden die diesjährigen deutschen SCA Barista- und Latte Art Meisterschaften im Rahmen der Gastro Ivent in Bremen ausgetragen. Während dieser drei Tage kämpften insgesamt neun Baristi mit spannenden Präsentationen um den Titel „Deutscher Barista Meister SCA 2018“ sowie 16 Baristi um den Titel „Deutscher Latte Art Meister SCA 2018“.

Wer das von der SCA (specialty coffee association) Deutschland in Kooperation mit der Messe Bremen organisierte Event besuchte, konnte die Bewerbe live auf der großen Bühne verfolgen, sich bei zahlreichen Fachausstellern über das Thema Kaffee, Wasser und Maschinen informieren und natürlich jede Menge Kaffees probieren.

Für alle, die es nicht nach Bremen schafften, wurden die Wettbewerbe per livestream übertragen.

In der Kategorie Barista müssen die Teilnehmer einer vierköpfigen Verkostungsjury innerhalb von 15 Minuten jeweils vier Espressi, vier Milchgetränke und vier Eigenkreationen aus Espressobasis servieren, dabei ihren Kaffee bestmöglich präsentieren, ihr Kaffeewissen sowie ihre Serviceskills unter Beweis stellen.

Für diese komplexe Aufgabe wählte ein Großteil der Baristi in diesem Jahr Kaffees aus Äthiopien oder Kolumbien. Die Eigenkreationen reichten von Espresso Tonic Variationen bis zur mitgebrachten Zapfanlage, mit deren Hilfe äthiopischer Espresso, Malz, italienische Pistazien und äthiopischer Honig vereint wurden.

Nach einer spannenden Vor- und Finalrunde machte die Vorjahres Vizemeisterin Nicole Battefeld aus Berlin das Rennen. Sie wird Deutschland im Juni bei den World Barista Championships in Amsterdam vertreten.

In der Kategorie „Latte Art“ dreht sich alles um das Kunstvolle Eingießen von Milchgetränken. Hierbei zählen neben Können, Ruhe und Geschick, Schwierigkeit und Kreativität der Bilder in den Getränken. In diesem Wettbewerb konnte sich Carlo Graf Bülow aus Köln bei seiner dritten Teilnahme gegen das große Teilnehmerfeld durchsetzen und verdrängte u.a. den zweifachen deutschen Latte Art Meister der beiden Vorjahre, Markus Badura, von Platz eins auf den zweiten Rang. Er überzeugte die Jury mit den Motiven „Siebengebirge“, „Geißbock“ und „Faultier“. Carlo Graf Bülow wird Deutschland im November bei den World Latte Art Championships in Belo Horizonte, Brasilien, vertreten.

Gratulation an alle Teilnehmer und den Gewinnern viel Erfolg bei dem Weltmeisterschaften!

Erna Tosberg (33), hat bis 2011 in Münster und Venedig Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Philosophie studiert, parallel schon in der roestbar Münster reichlich Kaffee-Erfahrung gewonnen, 2012 dort die Leitung der Kaffeeschule übernommen, 2013 den 1. Platz bei den Deutschen Barista Meisterschaften in Berlin belegt, 2014 den 12. Platz bei den World Barista Championship in Rimini, 2015 den ersten Platz bei den Deutschen Barista Meisterschaften in München, 2016 den 10. Platz bei den World Barista Championship in Dublin. Seitdem wird sie regelmäßig in die Jury nationaler und internationaler Meisterschaften berufen. www.roestbar.com/kaffeeschule